Hätten Sie`s gewusst? Diese Handwerksberufe gibt es tatsächlich!
Rund ums Handwerk
20. April 2018
Auf Handwerkerportalen kaum vertreten und dennoch existent: Unser Blick ins deutsche Handwerksregister zeigt, dass es hierzulande mehr als 130 anerkannte Handwerksberufe gibt. Darunter sind auch echte Exoten zu entdecken – eine Zusammenschau:
Ocularist (m/w): Ein Job für Perfektionisten mit viel Geduld
Nein, dieser Ausbildungsberuf hat nichts mit Okkultismus zu tun, sondern ganz im Gegenteil: Auf dem Handwerkerportal der Deutschen Ocularistischen Gesellschaft e.V. (DOG) wird der Beruf des Ocularisten (m/w) wie folgt beschrieben: Ocularisten (m/w) stellen individuelle Augenprothesen her und passen diese exakt an. Als Fortbildungsberuf dauert die Ausbildung zum Ocularisten (m/w) insgesamt sechs Jahre, wobei nach drei Jahren die Prüfung zur Ocularisten-Assistenz abgelegt wird. Nach weiteren drei Jahren Ausbildung erfolgt die Abschlussprüfung zum/zur Ocularist/in. Neben Fingerspitzengefühl und Genauigkeit zeichnet den Ocularisten (m/w) auch Perfektionismus, handwerkliche Kunstfertigkeit und großes technisches Verständnis aus.
Leuchtröhrenglasbläser (m/w): Ein Traditionsberuf für Künstler
Als in den 1950ern die ersten leuchtenden Schriftzüge an Gebäuden Werbung für Geschäfte, Gastronomie und Kino machten, da begann auch die Berufsgeschichte der Leuchtröhrenglasbläser (m/w). Dabei wird der Beruf zwar bis heute noch an zwei staatlichen Berufsschulen theoretisch ausgebildet, doch im digitalen Zeitalter rückt die Herstellung der bunt-kurvigen Leuchtschriftzüge zunehmend in den künstlerischen Bereich. Trotzdem: Leuchtröhrenglasbläser (m/w) durchlaufen eine fundierte Handwerksausbildung, deren Ausbildungsinhalte auf dem Ausbildungs- und Handwerkerportal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie wie folgt beschrieben wird: Leuchtröhrenglasbläser fertigen Zeichnungen von Schriftzügen an, erhitzen Glasmasse und blasen sie bis jeder Buchstabe millimetergenau geformt ist. Anschließend beschichten sie die Leuchtröhre mit Farbpulver, entziehen der Glasröhre Luft und füllen das Edelgas Neon oder Argon ein.
Weintechnologe/in: Zuständig für die Technik rund um den edlen Tropfen
Wo Handwerkerportale und Handwerkerplattformen Winzer/innen, Kellermeister/innen und Fassbauer/innen als beliebte Weinbau-Berufe nennen, da wird bislang noch oft der/die Weintechnologe/in vergessen. Als technisches Ass hat ein/e Weintechnologe/in nicht nur die Qualität der gelieferten Trauben im Blick, sondern entscheidet auch, welche Traube sich aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften für welches Endprodukt eignet. Ob Wein, Sekt, Schaumwein, Perlwein oder Weinmischgetränk, wie zum Beispiel Glühwein, alle Trauben werden zunächst zu einer Maische und dann zum Most verarbeitet. Weintechnologen/innen steuern, überwachen und kontrollieren während des gesamten Herstellungsprozesses fortlaufend die Qualität des Produktes und stellen somit sicher, dass der gute Tropfen am Ende auch tatsächlich hält, was er verspricht.
Doula (m/w): Ein sehr junger Beruf rund um die Geburtsbegleitung
Der Beruf der Doula (m/w) besteht seit 1992, als sich die Organisation DONA International gründete. Bis heute zählt der Verband mehr als 12.000 Doulas weltweit. In Europa sind Doulas zunächst in der Schweiz bekannt, wo sich 2006 ein erster Verein konstituiert. Schon zwei Jahre später folgt die Gründung des deutschen Doula-Verbandes Doulas in Deutschland e.V., der bundesweit inzwischen rund 100 Doulas – inklusive der aktuell Auszubildenden (Stand 04/2017) – zählt. Sich auf das alte Handwerk der Geburtsbegleiterin berufend, unterstützen Doulas (m/w) werdende Mütter nicht nur emotional, sondern sind ihnen auch ein wichtiger Gesprächs- und Kommunikationspartner. Weitere Informationen zur Doula-Ausbildung und -Tätigkeit in Deutschland stellt das berufseigene Handwerkerportal doulas-in-deutschland.de bereit.
Drahtzieher (m/w): Als Fachkraft für Metalltechnik kein Experte fürs Gaunertum
Da der Begriff „Drahtzieher“ umgangssprachlich eher kriminell konnotiert ist, vermutet kaum jemand, dass es sich dabei um einen der ältesten Handwerksberufe der Welt handelt. Denn schon die Römer stellten Draht selbst her, doch das Handwerk des Drahtziehens gelangte erst im 6. Jahrhundert nach Deutschland. Bis heute hat sich am handwerklichen Grundprinzip des Drahtziehens kaum etwas geändert, denn immer noch schmieden Drahtzieher Eisenstangen kalt vor und ziehen diese solange durch eine sich verjüngende Öse (Ziehhol) bis der gewünschte Durchmesser erzielt wird. Nur die Berufsbezeichnung wurde nach mehr als 1.400 Jahren Handwerkstradition modernisiert: Seit 2013 werden Drahtzieher (m/w) nun auf allen Berufs- und Handwerkerportalen nur noch als Fachkräfte für Metalltechnik (m/w) bezeichnet.
Text: Texterstellung Fehrenbacher Konstanz
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